Letztendlich sind wir nach gut eineinhalb Stunden wieder auf der Autobahn und kommen glücklicherweise ohne weitere Verzögerung ins hintere Ötztal, in Obergurgl an. Wir steuern das Parkhaus an und kommen, obwohl  Stellplätze frei sind, trotzdem nicht rein. Einfahrtshöhe 2.35m steht auf dem Schild über der Einfahrt. Unser DAV-Bus hat eine Höhe von 2.37m. Der nächste Parkplatz, wo wir den Bus abstellen könnten liegt einige Kilometer vor dem Zentrum von Obergurgl. Na toll.

Ein freundlicher Hotelbesitzer hat Verständnis für unsere verzwickte Lage und weist uns einen Parkplatz auf seinem Privatgrund zu.  Inzwischen ist es später Nachmittag, als wir endlich abmarschbereit sind. Noch ein Anruf auf der Hütte, dass wir die reservierten Lager brauchen, da wir auf alle Fälle noch kommen. Auf die Frage, ob es dann noch was zu essen gibt ist die klare und freundliche Antwort: „ Wenn ihr es bis 18:30Uhr schafft, sowieso kein Problem“.

Über den Zirbenweg, vorbei an der Schönwieshütte und zahlreichen Murmeltieren erreichen wir unser Etappenziel, die Langtalereck Hütte. Georg, der Hüttenwirt weist uns ein tolles Zimmerlager zu und zu essen bekommen wir reichlich und gut. Verdursten müssen wir auch nicht.

7:00Uhr ist es, als wir uns am nächsten Tag vom Hüttenwirt verabschieden. Ziel ist der Hintere Seelenkogel, über dessen Gipfel die Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien läuft. Zunächst geht es auf sanft ansteigenden Pfad ins Langtal. Nach 2 Std. verlassen wir den Pfad und gehen in östliche Richtung über wegloses Gelände zum Seelenferner, dessen Gletscherzunge sich inzwischen auf 3000m zurückgezogen hat. Bild001smallSchnell sind Steigeisen und Hüftgurt angelegt, um am Seil, aufgereiht wie auf der Perlschnur Richtung Gipfelaufbau des hinteren Seelenkogels zu steigen. Ein letzter Steilanstieg im Firn verlangt von uns äußerste Konzentration und Kraftreserven, bevor wir auf den 3472m hohen Gipfel stehen.

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Bild003small1 Stunde genießen wir die Aussicht und stärken uns für den bevorstehenden Abstieg auf die italienische Seite zur Zwickauer Hütte. Felsige, ausgesetzte Gratteile wechseln sich im Abstieg mit steilen Felsflanken ab, die absolute Trittsicherheit  verlangen.

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Am Nachmittag sitzen wir auf der Terrasse der Zwickauer Hütte bei einem Glas Roten, wie es sich für Südtirol gehört. Die Zwickauer Hütte thront auf knapp 3000m Höhe majestätisch auf einer Felskanzel. Der Blick geht hinunter nach Pfelders, hinaus zum Meraner Becken,  den Dolomiten und den nahen Gletschern der Ötztaler Hauptkette. Bei Heinz, dem Hüttenwirt, sind wir ebenfalls bestens aufgehoben.Bild005small

Am nächsten Morgen legen wir gleich hinter der Hütte unsere Gletscherausrüstung an und gelangen über den Planferner zum Rotmoosjoch. Drahtseil und Eisenklammern ersparen uns das Abseilen über einen 15m hohen fast senkrechten und durch die Gletscherschmelze entstandenen Felsriegel, um auf den Rotmoosferner zu gelangen. Noch vor 30 Jahren war dieser Bereich mit „ewigen“ Eis bedeckt.

Bild006smallÜber den Gletscher geht´s nach Obergurgl und ohne Stau zurück nach Franken.  Eine schöne, abwechslungsreiche aber auch anspruchsvolle Tour hat bei besten Bedingungen ihr Ende gefunden.

 

 

 

 

 

Jürgen Zenger