Wandern in den Ammergauer Alpen

Tour           :   19.11.2020 - 20.11.2020

Daniel       : Hauptgipfel  2.340 m

Upsspitze: Südlicher Nebengipfel 2.332 m

Aufstieg    :  1.440 Hm

Tourenzeit  :   8,5 Std.

Jan Luft

Burckhard Polley

Für die Alpen sagten alle Wetterfrösche bestes Bergwetter voraus. Kurz entschlossen bereiteten wir uns vor und am anderen Tag rollten die Räder des Oldies von Jan um ca. 16:00 Uhr auf der Autobahn in Richtung Berge.

Im Sommer hatte Jürgen Zenger ein Tal bei Garmisch - Partenkirchen mit vielen Heuschobern entdeckt. Jan hatte die „Übernachtungsmöglichkeit“ im Herbst schon getestet und war total begeistert.

Das war heute unser Ziel. Die Fahrt verlief zügig und problemlos und gegen um 20.00 Uhr waren wir vor Ort. Es war ein Tal mit den tiefsten Temperaturen im Umkreis mit ca. -5°C.

Wir suchten nun in den vielleicht 8 Heuschobern nach einem geeigneten. Nach dem dritten wurden wir fündig. Er war halb mit Heu gefüllt - ideal.s10 3611

Wir beschlossen jetzt unsere Sachen zu holen. Am Auto suchte Hansi vergebens den Autoschlüssel. Er fand ihn nicht! Ein Supergau! Ich hatte nur eine dünne Jacke an und bipperte schon erbärmlich und das alles in der Dunkelheit. Nirgends eine Menschenseele „im Tal der kalten Augen“. Wir gingen nun der alten Spur nach und suchten aber alles ohne Erfolg. Nun bekam ich es allmählich mit „die Nerven“ und sagte zum Hansi, „nun schau doch mal von deinen Jacken alle Taschen nach“. „Burckhard rief er, der Schlüssel ist in der unteren Jackentasche, ich hab immer in der oberen gesucht“. Uns viel ein Stein vom Herzen, man hörte es richtig plumpsen. Wir nahmen unser Hab und Gut, gingen zu unserem Domizil und begannen uns „häuslich“ einzurichten. Als erstes öffneten wir eine Flasche und stießen erstmal mit einem Becher „Roten“ an. Nun war die Welt wieder in Ordnung. In dem Heuschober machten wir es uns jetzt gemütlich. Warm angezogen mit dicken Socken, Mütze und im Schlafsack ein gehuschelt, begannen wir unser abendliches Dinner vorzubereiten. Es war an alles gedacht z.B. Käse, Wurst, Brot, Oliven, Zwiebel, Knobi und nicht zu vergessen natürlich auch Wein. Es schmeckte alles vorzüglich und der Wein gab sein bestes. Wir erzählten noch lang bis unsere Stirnlampen erloschen und wir zufrieden einschliefen. In der Nacht musste ich, wie es bei älteren Männern üblich, mal raus. Mühsam kletterte ich bei tagheller Nacht die 1,5 m lange Hühnerleiter ins Freie.

Wie im Märchenland lag das mit Raureif bedeckte, im Schlaf versunkene Tal im Mondschein da. Ich genoss die Totenstille. Währen ein Käuzchen im Wald rief kletterte ich wieder in unser „Schlafzimmer“. Inzwischen war Jan auch wach aber blieb in seinem Schlafsack. Er hatte Durst und wollte etwas Wasser trinken. Leider - das Wasser in der Flasche war gefroren!

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Am anderen Morgen standen wir gemütlich auf, schlürften unseren heißen Tee aus der Thermosflasche und aßen paar Lebkuchen dazu.

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Schnell hatten wir unsere Sachen gepackt, aufgeräumt und alles wieder in den Originalzustand  versetzt.  Mit Wehmut nahmen wir Abschied von diesem einsamen und verlassen Tal aber bestimmt nicht für immer. Da waren wir uns sicher! Es ist wirklich ein Geheimtipp für Insider unserer Art.

Das nächste Ziel war Lermoos im österreichischen Tirol am Südrand der Ammergauer Alpen. Hier sollte unsere Tour zum Daniel starten. Die Kirchturmuhr hatte wohl gerade 9.00 Uhr geschlagen, als wir den Parkplatz in Lermoos erreichten. Uns erwartete eine reine Wandertour nur mit Stöcken, ohne Kletterei und ohne Gletscher. Für uns eigentlich total ungewöhnlich.

 

 

 

Das Wetter war ein Traum, keine Wolke am Himmel! Bedingt durch den Spätherbst war die Luft rein und klar. Da um diese Jahreszeit kein Gewitter drohte, hatten wir genügend Zeit und das kosteten wir in vollen Zügen aus. Im Sommer ist es oft diesig und gewittrig mit eingeschränkter Sicht und das gibt es in dieser späten Jahreszeit nicht.

 

s10 37311Immer wieder beeindruckte uns die fantastische Fernsicht. Die schneebedeckte Zugspitze präsentierte sich von ihrer schönsten und eindrucksvollsten Seite. Die Temperaturen stiegen und so gingen wir nur noch im T-Shirt, wie alle anderen auch. In der Ferne sah man die verschneiten Gipfel des Zentralalpenkamms. Genau zwischen der Hohen Munde und der Hochwand „grüßte“ ein alter Bekannter, der Olperer, zu uns herüber. Aber auch die Wildspitze, der höchste Gipfel Tirols, zeigte sich von seiner imposantesten Seite. Erhaben und mystisch sahen sie aus.

s10 37611Der Wanderweg führte uns durch die schneefreie Südseite zum Nachbarn des Daniels, der 2.332 m hohen Upsspitze. Zum Hauptgipfel unserer Bergtour, dem 2.340 m hohen Daniel, war es dann nur noch ein Katzensprung. Am gratähnlichen Übergang kamen uns die letzten beiden Mitstreiter des Tages, zwei Einzelgänger entgegen. Immer wieder blieben wir stehen und genossen die klare Sicht der Berge. Den Gipfel hatten wir ganz für uns allein. Die Zugspitze präsentierte sich wild und unnahbar, wie eine gigantische Burg. So klar und deutlich habe ich die Berge noch nie erlebt. Wir genossen den herrlichen Tag, die Fernsicht und den blauen Himmel. Es drängte uns keiner - nicht einmal die Zeit.

 

 

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Am Gipfel waren wir allein, denn alle anderen waren schon auf dem Heimweg. Der Abstieg war nicht ganz einfach. Es gab immer wieder blanke Eisstellen. In der letzte halben Stunde benutzten wir in der Dunkelheit die Stirnlampen. Erschöpft, zufrieden und glücklich kamen wir am Parkplatz an und dankten Gott für den schönen Tag. Wir zogen uns um, tranken einen Schnitt und fuhren in Richtung Heimat. Gegen 22.00 Uhr kamen wir gesund wieder zuhause an.

Jan und Burckhard