Spanien
Eine Fahrradtour durch mehrere Länder und nur mit einem Zelt, Isomatte und Schlafsack - das war ein Traum von mir. Ich hatte nicht vermutet, dass sich dieser Traum für mich mit 73 Jahren noch erfüllte. Wie es so oft im Leben ist, bekam ich eines Tages von lieben Bekannten eine Einladung, sie doch mal in Spanien in ihrer Finka zu besuchen. Ich überlegte sehr lange und sagte dann aber begeistert zu. Als erstes kaufte ich mir ein ordentliches Tourenfahrrad, ein Navi und ein Smartphone. Es dauerte Wochen bis ich mir die nötigen Kenntnisse angeeignet hatte und mit dem Handling der Geräte einigermaßen vertraut war. Die Touren selbst plante ich mit Tourenplanern aus dem Internet. Bedingt durch zahlreiche Radtouren war das packen der Radtaschen nicht sonderlich schwer. Mit dem Buchen des Fluges nach Alicante gab es kein Zurück mehr. Für Alicante plante ich etwas Zeit ein, um mir die Stadt anzuschauen. Bloß mit meinen Sprachkenntnissen haperte es gewaltig. Ich verstand kein Wort spanisch, kein Wort französisch und wenig englisch. Mein Fahrradhändler hat in Spanien eine Niederlassung. Mit einem Transporter brachte er des Öfteren Ausrüstung dorthin und bei der Gelegenheit nahm er mein Equipment mit.
Am 16.4.18 flog ich an die Costa Blanca in die Hafenstadt Alicante mit einer eindrucksvollen historischen Altstadt. Nach zwei Tagen brach ich von dort zu meinen Freunden auf und startete nach kurzem Aufenthalt die Tour meines Lebens.
Am Freitag, dem 20.4.18 war es dann so weit. Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander, wünschten uns alles Gute und freuten uns auf ein gesundes Wiedersehen in Deutschland. Die geplante Rute verlief zunächst an der Küste. Dort überholte mich ein Radler und fragte, "wo willst du denn hin?" Ich antwortete, "nach Renzenhof zum Mais". "Das kenne ich nicht" meinte er. "Kennst du Nürnberg?", fragte ich. Seine Antwort war "Ja". Gut, "Nürnberg liegt bei Renzenhof" klärte ich ihn auf. "Wo führt dein Weg hin?", wollte ich wissen. "Nach Köln und ich komme aus Gibraltar" war seine Antwort. Ich schmunzelte und dachte "a wenig weiter?“. An der Küste zu fahren war für mich purer Stress. Kein Fahrradweg, nur Autos und LKWs, Dreck und Smog. Zum Glück hatte ich zwei verschiedene Touren ausgearbeitet. Die erste verlief am Meer und die zweite über das Hochplateau. Für mich kam jetzt nur die zweit Variante infrage, die aber bedeutend schwerer war. Das nahm ich in Kauf, denn es mangelte mir nicht an Zeit. Nach dem Entschluss ging es nur bergauf, bergab und das 120 km bei 1.360 Höhenmeter und 30 kg Gepäck. Es war anstrengend und ich war fix und fertig. Plötzlich sah ich in der Ferne ein Motel und das kam wie gerufen. Ich nahm mir ein Zimmer, aß, trank und schlief dort wirklich gut. Am anderen Morgen, nach einem guten Frühstück, sah die Welt wieder ganz anders aus. Der neue Tag fing an wie der alte endete. Es ging immer weiter nur berghoch und das 30 km bei einer Steigung bis ca. 10 %. In einer Höhe von 1085 m und 16 °C erreichte ich endlich das Plateau bei kräftigem Wind aus Nordost, also von vorne und das sollte sich während der gesamten Tour nicht ändern. Nach diesen Strapazen machte ich eine Pause in einem kleinen typischen spanischen Städtchen. Dort ging ich in ein Café. Der Laden war menschenleer und die Kasse war auf man sah die blanken Euros. Nach einer Weile kam die Chefin und verkaufte mir ein großes Stück Kuchen. Das war ein Genuss! Typisch ländlich -alles ehrliche Leute. Das Fahrrad brauchte ich dort nicht anschließen. Nun fuhr ich mit frischen Kräften noch eine ganze Weile bevor ich mir einen Schlafplatz suchte. Das Wetter war nicht besonders aber trotzdem verzichtete ich auf das Zelt und schlief nach einer kräftigen Brotzeit und einer Flasche ROTEN unter dem Sternenhimmel schnell ein. Gegen Morgen fing es plötzlich an zu regnen. Ich kroch aus meinem Schlafsack und versuchte mit Hilfe der Stirnlampe in der Dunkelheit das Zelt aufzubauen - vergebens. Ich packte alles zusammen und fuhr in die Ortschaft und stellte mich am Friedhof unter einem großen Baum. Zum Glück hörte der Regen schnell auf. Das war mir eine Lehre! Im Zweifelsfall stellte ich jetzt immer das Zelt auf aber bis zum Regen legte ich mich nur davor und genoss so den unendlichen großen spanischen Sternenhimmel. Von Tag zu Tag automatisierte sich das Leben immer mehr. Es lief nach richtigen Ritualen ab. z.B. morgens in einer Bar zum Frühstücken. Anschließend 2- 3 Stunden Radfahren, Siesta, wieder Radfahren wieder Siesta, dann Schlafplatz suchen, essen, trinken schlafen. Alles täglich nach dem gleichen Muster. Dazu kam der Parkour. Immer wellig auf der Höhe, kaum Verkehr. Alle 10 Minuten ein Auto. Die Leute hupten und winkten, denn Radfahrer gab es hier kaum. Ich traf auf dem Plateau einen einzigen Radfarer. Die Ortschaften waren meistens zwischen 30 - 40 km entfernt. Ich ging so meinen Gedanken nach und ließ mich treiben. Man dachte über alles Mögliche nach und war in den Gedanken vertieft. Einmal fuhr ich bestimmt 20 km falsch. Es war KEINER da, der sich aufregte, "musste das sein, war das nötig, konntest du nicht aufpassen?" Ich dachte mir, "ob du nun 2.820 km fährst oder 2.840 km das ist doch wurscht". Ich musste richtig lachen und dachte "wieder keinen Fehler gemacht". Nach diesem Muster vergingen die Tage und die Zeit. In der kleinen Stadt Teruel suchte ich mir ein Hotel. Hier blieb ich zwei Nächte um mich zu erholen, meine Akkus für das Navi und des Handys zu laden und meine Wäsche zu waschen, denn die letzte Hotelübernachtung war vor drei Tagen. Nach diesem Ruhetag ging es wellig weiter. Es war schon ziemlich spät, bis ich einen geeigneten Schlafplatz fand. Ich aß genüsslich, trank dazu einen Wein und kroch anschließend in meinen Schlafsack unter einem sternenklaren Himmel und schlief ruhig und fest bis zum Morgen. Ich reckte mich ordentlich, stand auf, packte meine Sachen und fuhr in die nächste Ortschaft zum Frühstück. Der kleine alte Ort hieß Castello und wurde wahrscheinlich von Mönchen erbaut. In der einzigen Wirtschaft bestellte ich mir bei der gut genährten Wirtin eine Portion harte Wurst, Käse, Butter, Marmelade, Saft, Kaffee und einen Schoppen Wein. Zu diesem "Menü" gehörte wahrscheinlich noch eine Portion Tintenfische - also die Fische packte ich am frühen Morgen nicht.Die gute Frau wollte sie mir noch für den Tag einpacken aber ich lehnte dankend ab. Auf jeden Fall hatte ich mich gut gestärkt und bezahlte für alles 12,50 €. Anschließend verabschiedeten wir uns herzlich voneinander obwohl keiner ein Wort verstand. Ich setzte frohen Mutes meine Fahrt fort und dachte über vieles nach und so merkte ich gar nicht, dass die nächstliegend größere Ortschaft schon hinter mir lag, in der ich eigentlich einkaufen wollte. Die Hochebene verließ ich nun immer mehr. Zurückfahren wollte ich nicht, also verschob ich meinen Einkauf auf den nächsten Ort und das war Caspe eine Kleinstadt mit knapp 10.000 Einwohnern und gehörte zur Provinz Saragossa. Es war warm und ich musste laufend trinken. Es dauerte nicht lange bis alle Reserven verbraucht waren. Ich hatte keinen Tropfen Wasser mehr und bis nach Caspe waren es noch gut zwei Stunden. Es bestand nun auch noch die Gefahr, dass der Supermarkt schon geschlossen hatte. Nun bekam ich Stress und ich sputete mich gewaltig. Das hätte ich mir alles sparen können, denn ich wusste ganz genau, dass die Entfernung zwischen den Ortschaften mindestens 40 km betrug also ca. drei Stunden Fahrt. Ich näherte mich dem Rio-Ebro. Der Ebro ist der zweitlängste Fluss mit über 900 km auf der iberischen Halbinsel und mündet ins Mittelmeer. Nun fuhr ich bestimmt über 30 km am Ebro längs durch eine wunderschöne Flusslandschaft in Richtung Caspe. Eine halbe Stunde vor Ladenschluss war ich am Supermarkt. Dort stand ein Gruppe Jugendlicher, die mich musterten, auf mich zeigten und über mich sprachen, das spürte ich einfach. Ich fühlte mich total unwohl in meiner Haut. Vor Angst nahm ich mein Fahrrad mit in den Supermarkt, kaufte alles ein und verstaute es schnell draußen in meinen Packtaschen. Dabei kamen die Burschen mir immer näher. Ich setzte mich auf das Rad und verschwand so schnell es ging. Ich war froh, als der Ort hinter mir lag. In so einer Situation war ich auf meiner Tour nie wieder. Nach ungefähr 30 km suchte ich mir in einer Obstplantage einen schönen Zeltplatz, denn es war Regen und Sturm angesagt und so war es auch. Ich fühlte mich im Zelt richtig geborgen und schaute dem Regen zu. Am anderen Morgen packte ich das nasse Zelt zusammen und fuhr in die nächste Ortschaft zum Frühstück in eine Bar. Es gab Spiegeleier, Wurst, Käse, Honig, Brot und Vino. Ich ließ es mir richtig gut gehen. Ich verabschiedete mich von dem netten Wirt und setzte meine Tour fort. Bei der nächsten Rast trocknete ich meine Sachen in der Sonne. Die Hochebene verließ ich nun immer mehr. Es folgten 35 km an den Ufern des Segre bis nach Lleida die Hauptstadt der Provinz Katalonien mit über 137.000 Einwohnern. Die Segre war ein Nebenfluss des Ebros. Mir persönlich war die Stadt zu groß und darum machte ich um sie einen großen Bogen. Danach empfing mich in Balaguer ein kleines Städtchen mit 17.000 Einwohnern und einer gepflegten, sauberen und historischen Altstadt. Zwei Nächte blieb ich hier und erholte mich sehr gut. Die Dame in der Rezeption sprach kein Wort Deutsch und ich kein Wort spanisch aber trotzdem wurde mir meine Wäsche gewaschen und das für einen Sonderpreis. Am anderen Tag verabschiedeten wir uns überschwänglich und wünschten uns eine gute Zeit - ohne dass einer ein Wort verstand. Anschließen setzte ich die Fahrt fort und jetzt wurde es richtig bergig. In der Ferne leuchteten die schneebedeckten Berge der Pyrenäen und auf der anderen Seite lag Frankreich. Bis ich das Hochplateau mit einer Höhe von 3.000 Meter erreichte, ging es immer nur mit 6 % - 10 % berghoch. Östlich von Andorra in einem kleinen Ort passierte ich die Grenze. Genau am 1. Mai war ich in Frankreich. Auf beiden Seiten der Grenze fuhr ich durch schneebedeckte, kleine gepflegte Ortschaften mit ihren Skigebieten.
Daten:
20.04. bis 30.04.
11 Tage, 2 Ruhetage, 4 x Hotel, 7 x Zelt
882 km, 9759 Höhenmeter
Muchas Gracías Espana!
Adios!
Frankreich:
Gegen Mittag saß ich in einer kleinen Bar in Frankreich und machte Vesper und bei der Gelegenheit trockneten die Sachen an der frischen Luft. Anschließend ging es auf rasanten Abfahrten ich in Richtung Perpignan. Ich zog alles an, was ich hatte, denn die Abfahrt war wirklich sehr "frisch". Danach ging es wellig weiter und 40 km vor Perpignan fand ich auf einer Höhe von ca. 400 Meter in einer Obstplantage einen super Schlafplatz. Es war schönes Wetter und die Vögel sangen ihr Abendlied bei der untergehenden Sonne. Nur, wenn Gefahr in Verzug war verstummten sie und das war für mich ein Zeichen Obacht zu geben aber es waren nur ein Fuchs und ein Dachs die umherstreiften. Als die Gefahr vorüber war, zwitscherten die kleinen Freunde weiter und so schlief ich müde, kaputt und gut bewacht ein. Schließlich fuhr ich heute 109 km und 1.255 Höhenmeter. Am anderen Morgen ging es gutausgeschlafen in Richtung Perpignan. Nach einer Stunde Fahrt winkte das blaue Meer. Es war ein Traum - die Tour verlief nur auf Radwegen, autoleere Straßen und immer wieder mit großen Biotopen und für mich zum Teil mit einer unbekannten Fauna und Flora. Es war schon abends als plötzlich das Wetter umschlug und ein heftiger Sturm begann. Ein Pinienwald mit einem geschützten Plätzchen beherbergte mich in dieser Nacht. Auch am anderen Morgen stürmte es noch heftig. In Narbonne, einem kleinen Städtchen mit50.000 Einwohnern, fand ich im Centrum ein kleines Hotel für 44 € die Übernachtung. Hier legte ich einen Ruhetag ein und blieb zwei Nächte, ruhte mich aus, lud meine Akkus und wusch meine Sachen und hoffte auf besseres Wetter. Eine historische Altstadt, eine Kathedrale, ein Palast mit dem Sitz des Erzbischofs und Museen gaben dem Ort ein gewisses Flair. Die Stadt lag am Canal de la Rubine mit einem erlebnisreichen, riesigen Basar, wo sich Alt und Jung trafen.
Das Hotel kam mir schon etwas suspekt vor. Abends klopfte es an meiner Tür und vor mir stand eine auf getakelte "Schwuchtel" frisch rasiert, mit knallroten Lippen, gefärbten Haaren, einer feurigen Leggins und langen Augenwimpern mit denen er "klapperte". Er bat um eine Zigarette, schnell seines Irrtums bewusst, entschuldigte er sich höflich und verschwand - wie es sich für einen wohlerzogenen Franzosen geziemte.
Morgens hörte es allmählich auf zu regnen und so setzte ich meine Fahrt fort. Bei bestem Wetter ging es weiter flach und abwechslungsreich auf Strand-Radwegen lang. Große Sumpfgebiete und Brackwasser mit ihren unzähligen tierischen Bewohnern säumten den Weg. Es war eine phantastische Strecke! Gegen Abend lud mich ein schmuckes Strandhotel förmlich zum Übernachten ein. Ein Zimmer mit Meerblick - ein Traum! Die Chefin war eine Deutsche und so gab es sprachlich keine Probleme. Gegen ein kleines Entgelt wurde auch meine Wäsche gewaschen. Ich fühlte mich hier sehr wohl und fuhr am anderen Tag gut erholt weiter. In Montpellier, mit seinen fast 300.000 Einwohnern, verließ ich wehleidig die romantische Küste und fuhr westlich an Avignon vorbei in Richtung Montelimar. Nun ging es immer an der Rhone lang mit seinem unbeschreiblichen Panorama. Die Rhone ist der wasserreichste Fluss Frankreichs, ist 820 km lang und gehört 1/3 Frankreich und 2/3 der Schweiz. Der Rhone-Radweg war sehr gut ausgebaut, in gutem Zustand und stark frequentiert. Er führte durch Täler und Schluchten mit atemberaubenden Tiefblicken. Nach guten 100 km verließ ich in Valence die Rhone in östliche Richtung und folgte ihrem Nebenfluss der Lìsere auf ihren gut ausgebauten Radwegen. In Voiron, ein kleines Städtchen mit 20.000 Einwohnern, verließ ich nach 90 km die Lìsere. Es folgte der vollständig in Frankreich liegende See "Lac Du Bourget" und nach einer Fahrt von zwei Stunden war ich schon in der Schweiz.
Frankreich war wirklich ein Gourmet-Land. Mit einer hohen Qualität und besonders viel mir das in der Gastronomie auf. Es stand z.B. immer eine Kerze auf dem Tisch, die der Kellner auch sofort anzündete und das auch in der kleinsten Kneipe. Ein Dinner bestand aus 4 bis 5 Gängen und war geschmacklich wirklich vom Feinsten und dazu, wie konnte es anders sein, einen guten Tropfen Wein. Alles kostete mich 28.- €.!!! Und ich war wirklich satt!
Auch im Supermarkt gab es immer einen diskreten Abstand. Es wurde nicht gedrängelt. Mit der Kassiererin sich zu unterhalten war üblich. Keiner regte sich auf!
In einem Supermarkt vergaß ich ein Baguette zu kaufen. In der nächsten Ortschaft fragte ich einer Passantin nach einem Bäcker. Sie erklärte es mir aber ich schüttelte immer wieder verständnislos den Kopf. Schließlich ging sie mit mir bestimmt 10 Minuten zurück und zeigte mir das Geschäft. Da staunte ich nicht schlecht!
Merci beaucoup Frankreich, schön war es bei dir!
Salut!
Bis zum nächsten Mal!
Daten:
1.5 bis 12.5 Frankreich,
11 Tage, 1 Ruhetag, 4 x Hotel, 6 x Zelt
912 km, 6912 Höhenmeter
Insgesamt 1.794 km lagen jetzt schon hinter mir.
Schweiz:
Nach einer guten Stunde stand ich in einem kleinen Vorort von Genf. Nach langer Suche fand ich ein Hotel für 140,-CHF + 15,- CHF für das Frühstück. Vor Schreck machte ich gleich einen Ruhetag und lud meine Akkus auf und zu allem "Glück" regnete es auch noch fast zwei Tage. An meinem Abreisetag besserte sich das Wetter etwas und so fuhr ich weiter. Die Fahrt verlief direkt am Genfersee. Auch hier waren die Uferzonen, wie auch bei uns, sehr begehrt. Das war durch viele Privatschilder gut erkennbar. Der Genfersee war nach dem Plattensee der zweit größte See Mitteleuropas. Er maß in der Länge 72 km und in der Breite 14 km und besaß eine hohe Wasserqualität. Spät am Abend schlug ich in einem kleinen Wäldchen mein Zelt auf. Ich war gerade damit fertig, als es wieder anfing zu regnen. Es prasselte die ganze Nacht auf das Zelt bis um 9.00 Uhr am nächsten Morgen. Ich aß ein wenig, packte meine Sachen und fuhr bei trockenem Wetter weiter. Lange dauerte die Freude nicht an, denn eine große schwarze Wolke verdeckte die Sonne und das bedeutete Regen. In der folgenden Ortschaft war eine kleine Kneipe a la Kneipe-"Mais". Hier fühlte ich mich wohl und die Preise stimmten auch. Während der Himmel all seine Schleusen öffnete, aß und trank ich genüsslich und in der Zeit trockneten meine Sachen an der warmen Heizung. Gut gestärkt und guter Laune verabschiedete ich mich von dem netten Wirt und setzte meine Fahrt bei launischem Wetter fort. Ich fuhr durch eine traumhafte Landschaft. Nach 2 Stunden war ich am Lac de Neuchâtel auch Neuenburger See genannt. Er lag vollständig in der Schweiz. Es begann allmählich die deutsch sprechende Schweiz. Hier Fahrrad zu fahren war ein Genuss. Gut ausgebaute Fahrradwege und äußerst gepflegte Ortschaften rundeten das allgemeine Bild ab. Nach einer knappen Stunde war ich am Lac de Bienne also Bielersee. In dem kleinen Städtchen Erlach wollte ich mir ein Hotel suchen. Eine Passantin fragte ich nach dem Weg. Sie riet mir ab und vermittelte mich an eine Pension. Als sie mir den Weg erklärte fuhr von ihr ein Bekannter mit dem Auto vorbei und der lotste mich dann direkt hin. Es war ein ganz neues Holzhaus, gebaut und aufgestellt von einer norwegischen Firma, dies wurde für eine Nacht für 80,- FCH mein Domizil. Das war eine super Adresse, ganz nette Leute, deutschsprechend allein, das war schon nach so einer langen Zeit ein Genuss. Die Kinder waren schon außer Haus und so vermieteten sie nur an ausgesuchten Gästen die Kinderzimmer. Ich hatte halt Glück! In dem kleinen Städtchen ging ich abends gepflegt essen und erholte mich für den nächsten Tag. Gut geschlafen und nach einem super Frühstück verabschiedete ich mich von den netten Leuten und setzte meine Fahrt noch ein Stück an dem idyllischem Bielersee fort. Danach bog ich in nordöstliche Richtung ab. Es folgte das traumhafte Berner Oberland. Ich fuhr nur Nebenstraßen und die waren alle, wie bei uns auch, nicht begradigt, schmal aber in einem sehr guten Zustand. Oft waren es über 20 % die vor mir lagen und das mit fast 30 kg Gepäck. Ich keuchte auf der allerletzten "Rille" und während des Anstiegs sagte ich mir, "nicht noch einmal". Jedes Mal wurde ich mit einem unbeschreiblichen, unvergesslichen Panorama belohnt und immer wieder tat ich mir das an und das durch die ganze Schweiz. Idyllische Landschaften, kleine gepflegte Ortschaften mit ihren Bauernhöfen, urige Gasthäuer - so erlebte ich die Schweiz. Die Bauernhöfe vermarkteten ihre Produkte selbst wie Fleisch, Getreide, Obst, Gemüse, Wein usw. In den ländlichen Gebieten und abseits von den großen Centren waren auch die Preise wieder erschwinglich. Mein Weg führte mich in Richtung Luzern. Es regnete am Tag immer wieder und so beschloss ich in einem Vorort von Luzern zu übernachten. In dem kleinen Hotel saß an der Rezeption eine Dame aus Burgfarrnbach bei Fürth das war für mich ein Glücksfall. Wir unterhielten uns lange und sie machte mir auch einen guten Preis. Ich durfte sogar mein Fahrrad mit aufs Zimmer nehmen. Gut genächtigt und gestärkt fuhr ich am nächsten Tag am Vierwaldstättersee lang bis zum Zugersee, um dann in Richtung Zürichsee abzubiegen. Mich begleitete eine unbeschreiblich eindrucksvolle Landschaft. In der Nähe von Rapperswil überquerte ich den Zürichsee mit einem tollen Panoramablick auf Zürich. Nach einer guten Stunde suchte ich mir am Fluss ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Nach dem Zeltaufbau nahm ich ein erfrischendes Bad, aß und trank genüsslich und erfreute mich am Sonnenuntergang. In der Nacht prasselte der Regen auf das Zelt aber das störte mich in meinem molligen Schlafsack nicht. Morgens gegen 9.00 Uhr war das Zelt wieder trocken. Ich packte alles zusammen und fuhr in die nächste Cafeteria und frühstückte. Bis nach Konstanz waren es nur noch 30 km und das gehört schon zu Deutschland. Nachmittags stand ich vor den Toren der Stadt. Es war sehr kompliziert hier den richtigen Weg zur Fähre zu finden. Ein ganz netter Biker begleitete mich ein Stück des Weges und zeigte mir die Richtung. Dazu musste ich quer durch die Stadt und das war nicht einfach. Mein Herz schlug höher, als ich den Fährhafen sah. Es dauerte nicht mehr lange und ich stand mit meinem Rad auf der Fähre, die dann auch gleich ablegte.
Der Schweiz winkte ich noch mal innerlich zu und bedankte mich für die schöne und anspruchsvolle Zeit.
Adieu!!, Uf Wiedersehen!!, Sali!!
Vergelts Gott!! Merci Vilmal!!
Daten:
12.5. bis 19.5 Schweiz
8Tage, 1 Ruhetag, 4 x Hotel, 3 x Zelt
500 km, 4.983 Höhenmeter
Insgesamt 2.294 km
Deutschland
Mit Freude erreichte ich das andere Ufer und begrüßte aus vollem Herzen nach fast fünf Wochen Abstinenz Deutschland mein Heimatland. Es überkam mich ein Glücksgefühl wieder heimatlichen Boden unter den Füßen zu haben.
In NO Richtung fuhr ich durch das schöne und anspruchsvolle Alpenvorland. Nach ca.15 km fand ich in einem Gasthof eine Bleibe und freute mich wieder auf das bayerische Essen und das bayerische Bier vom Fass. Nach einer ruhigen Nacht begrüßte mich der andere Morgen froh gelaunt. Gut gefrühstückt und guter Dinge startete ich die letzten Etappen meiner Tour. Es dauert gar nicht lange, als ich am Horizont Biberach an der Riss sah. Es war ein schöner idyllischer Ort in dem sich eine kleine Rast lohnte. Nach dieser Pause ging die Fahrt südlich von Ulm weiter. In Illerrieden überquerte ich die Iller und fuhr durch Vöhringen in Richtung Zusmarshausen an der Zusam. Es wurde allmählich Zeit, mir über die Übernachtung Gedanken zu machen. An einem abgelegenen Weiher und einer Maschinenhalle am Waldesrand wurde ich fündig und beschloss, hier mein Nachtlager aufzuschlagen. Nach einem erfrischenden Bad und der untergehenden Sonne stärkte ich mich genüsslich und trank dazu einen Roten. Da die Maschinenhalle offen war, verzichtete ich auf das Zelt. Unter Vogelgesang und einer sternenklaren Nacht schlief ich ruhig und fest bis mich das Gezwitscher der gefiederten Musikanten am anderen Morgen weckte. Nach einem kurzen Frühstück setzte ich die Reise fort. An Augsburg fuhr ich 20 km westlich vorbei. Nordöstlich von Donauwörth bei Rain ging es über den Lech und kurz danach über die Donau bei Marxheim. Die Fahrt an der Donau in Richtung Neuburg an der Donau war kurz. In Bertoldsheim wendete ich mich nördlich nach Dollstein den heimischen Gewässern der Altmühl entgegen. Bis Pappenheim verlief die Strecke auf dem romantischen Altmühl-Radweg. Bis Weissenburg war es nun nicht mehr weit. Kurz nach Weissenburg schlug ich mein letztes Lager dieser Tour auf. Auch hier hatte ich Glück! Abseits von der Straße fand ich eine offene Landmaschinenhalle und dazu noch in der Nähe einen kleinen sauberen Bach. Das passte! Ich machte mich frisch, aß und trank und genoss den letzten Abend in der freien Natur. Mit "Gruseln" dachte ich an meine komfortable "Betonwohnung" in der wirklich gepflegten Wohnanlage. Nach so einer langen unbekümmerten Zeit "verwildert" man wohl, dachte ich. Die Vögel sangen mir noch ein letztes Schlaflied und weckten mich früh am Morgen standesgemäß mit ihrem obligatorischen Gesang bei einem blutroten Sonnenaufgang. Langsam packte ich die Sachen, aß und trank etwas und machte mich auf den Weg. In Heideck auf den Markt machte ich in einem Café Frühstück mit zwei Spiegeleiern, frischen Brötchen, Kaffee usw. - ein Genuss! Gut gestärkt nahm ich nun die letzten 60 km in Angriff. Nach einer knappen Stunde fuhr ich am Rothsee lang, es folgten Pyrbaum, mit seinem letzten kräftigen Anstieg Burgthann, Ungelstätten und dann kam Röthenbach.
Ich war zuhause!
Ich danke Gott für seinen Schutz!
Daten:
Deutschland
19.05. bis 23.05.
4 Tage, 1 x Gasthof, 3 x Zelt
411 km, 2.950 Höhenmeter
Tour Daten gesamt
20.04.2018 bis 23.05.2018
34 Tage
13 x Hotel, 19 x Zelt, 4 x Ruhe-Tag
2.705 km, 24.604 Höhenmeter
Burckhard Polley