MTB-Wochenende in Svobodka (CZ)

Mit der fortschreitenden Rücknahme der Corona- Einschränkungen konnte sich die Radgruppe des DAV Sektion Röthenbach ein weiteres Stück der alten Normalität wieder zurück erobern. Seit der Absage der für Mai 2020 geplanten Radreise wurde der erste mehrtägige Ausflug durchgeführt. Einigen Sportlern war die Gaststätte mit Gästezimmern in Svobodka, in der tschechischen Pilsener Region, bereits bekannt. Knapp zwei Autostunden entfernt, umgeben von Seen, Weiden und Wäldern bietet die dünn besiedelte Region beste Voraussetzungen für ein gelungenes MTB-Wochenende. Weitere Zutaten, wie zum Beispiel ausgearbeitete Strecken und eine ausreichende Fitness, musste unsere Gruppe selber zu einem gelungenen Wochenende beisteuern. Bei der Streckenplanung hat Wieland wieder einmal abwechslungsreiche Tracks ausgearbeitet, von denen wir am Samstag und Sonntag jeweils einen gefahren sind. Für eine ausreichende Fitness sorgen die regelmäßigen Ausfahrten der Radgruppe. Das ganze Jahr über wird zweimal pro Woche Zug auf die Kette gebracht. Durch das regelmäßige Training konnten die 85km/1100hm und 52km/1000hm von allen gut bewältigt werden.

Freitag

Angereist sind wir in Kleingruppen zu je 3 Personen pro PKW, die sich eigenständig organisiert haben. Nach einem halben Arbeitstag sind wir mittags aufgebrochen. Nach dem Bezug der Zimmer haben wir uns auf die Rader  geschwungen, um bei tollem Wetter noch etwas zu radeln. Kurz vor der Rückkehr zur Unterkunft haben wir eine weitere Autogemeinschaft getroffen. Bei Tee und Bier haben wir die dritte Gruppe in der Gaststätte erwartet. Es wurde dunkel und wir haben gewartet. Wir waren schon geduscht und haben uns auf das Essen gefreut als die drei, die bereits am Morgen von Röthenbach aufgebrochen waren, die Gaststätte betraten. 4km vor der Gaststätte waren sie eingekehrt. Sie dachten von dort einfach nach Svobodka den Hügel hinab zu rollen und hatten nicht damit gerechnet, im Dunklen durch schmale Trails fahren, beziehungsweise schieben zu müssen. Zu dritt hatten sie nur eine Lampe dabei, so dass sie für die 4km über eine Stunde benötigt haben. Schließlich sind aber alle im Wirtshaus angekommen und wir konnten in das gemeinsame Wochenende starten.Als letzte Vorbereitungen wurden noch Tracks und Karten auf die Navis geladen. (Bild1)

Samstag

Für Samstag habe wir die den Tourenvorschlag C Tremesne 89 (Bild2: blauer Track) auf das Programm gehoben. Nach dem Frühstück nehmen wir die 90km in Angriff_. Die Sonne scheint, aber bei 4°C und einem kalten Wind greifen die meisten zu warmen Wind- oder Softshell-Jacken, langfingrigen Handschuhen und Mützen. Bei Kilometer Null (Bild3) haben wir noch alles an. Kurz darauf  fahren wir uns an den Anstiegen warm und verschwinden dann und wann im windgeschützten Wald. Einige Rinder betrachten uns bei einem kurzen Stopp interessiert. Nach ein bis zwei Minuten des Starrens läuft die Herde donnernd ein paar Meter weit weg, kommt zurück, schaut und entfernt sich wieder. Mountainbiker scheinen sie noch nicht zu kennen. (Bild4) Bevor uns kalt wird fahren wir weiter und durchqueren kurz vor Lesna eine Furt. Mit Mut und Schwung durchqueren wir sie trockenen Fußes. Auf einsamen Wegen geht es weiter. Die einzigen Nutzer der Wege sind wir aber nicht. "Frisch  präparierte Pisten“ (Bild5) senken unsere Geschwindigkeit dramatisch und ziehen ordentlich Energie aus unseren Beinen. Nach ca. 40 Minuten haben wir das Stück aber hinter uns und können wieder aufsteigen. Ein grenznaher Friedhof (Bild6) ist Zeuge des kalten Krieges. Auch auf den jüngsten Gräbern von 2020 stehen Deutsche Familiennamen. In solchen Momenten wird einem bewusst, dass unser Wochenendausflug vor wenigen Jahrzehnten noch unmöglich war. Mit Bor erreichen wir nach 60km die größte Stadt auf der Runde und hoffen auf ein Wirtshaus. Kurz darauf werden in der „Konibar“ Suppe, Pizza, Kaffee, Tee und Bier aufgetischt. Da wir bereits 1000hm geklettert sind fliegen die verbleibenden 30km dahin. Auf der Terrasse genießen wir die letzten Sonnenstrahlen bei einem Bier. Das Abendprogramm steht fest: Duschen, Energiespeicher aufquellen und den nächsten Tag planen.

Sonntag

Am Sonntag steht der Track M Schellenberg 55 auf dem Programm (Bild2: roter Track). Es ist etwas kälter aber weniger windig als am Samstag. Am späten Nachmittag wollen wir bei Tageslicht die Rückfahrt antreten. Unsere Zimmer müssen wir erst zur Abfahrt räumen, so dass wir uns geduscht in die Autos setzen können. Die Strecke ist wieder klasse, aber wir haben zwei Zwangspausen. Als Erster darf Wieland seinen Schlauch wechseln. Das Ventil wurde von einer Astgabel abgeschert (Bild7). Eine solche Panne hatte noch keiner von uns gesehen. Im Verlauf der Strecke passieren wir heute die Grenze nach Deutschland. Zweimal fahren wir auch ein kurzes Stück auf dem Eurovelo 13, einem europäischen Fernradweg der von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer den ehemaligen eisernen Vorhang entlang führt. Unser Weg ist nicht ganz so weit. Bei Gehenhammer überqueren wir eine Weide, deren Kühe uns keine besondere Aufmerksamkeit schenken. Beim Aufstieg zum 826m hohen Schellenberg im Oberpfälzer Wald, den bereits einige von uns bereits kennen, verpflegen wir uns kurz. Wir denken sogar daran, ein Gruppenfoto zu machen (Bild9 - Wolfi ist als Fotografierender leider nicht mit drauf). Anschließend wird der kleine Gang aufgelegt und der Berg auf einem technischen und herausfordernden Wanderweg bezwungen. Oben erwarten uns die Burgruine Schellenberg (Bild10), ein ehemaliges Jagdschloss der Lobkowitzer sowie ein phantastischer Ausblick. Der Große Arber zeichnete sich schwach am Horizont ab. Auf der Abfahrt über ein paar Äste hatte Wolfi Pech bei der Wahl seiner Route und hat gleich aus beiden Reifen die Luft verloren. Dankenswerterweise konnte die Reparatur diesmal an einem sonnigen Plätzchen durchgeführt werden (Bild11). Nach der Reparatur ging es eine 12km lange Abfahrt hinunter, die uns fast bis Svobodka führte. 

 

Rückblick

Für mich war es der Erste mehr tätige Ausfahrt mit der DAV Sektion Röthenbach. Sport und geselliges Beisammensein hatten an dem Wochenende beide ihren Platz. Zu dem Gelingen eines solchen Wochenendes gehören viele Faktoren. Einer der wichtigsten ist Wielands Engagement als Leiter der Radgruppe und die kontinuierliche Ausarbeitung von Tourenvorschlägen. Weiterhin waren Walters Sprachkenntnisse Gold wert. Und natürlich die vielen Scherze, der persönliche Austausch und die politischen Diskussionen die, so wie sie in vielen Vereinen stattfinden, einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten.

Ich freue mich auf die nächste Tour. Ach ja, immer schön dehnen (Bild12).

Fabian Knobbe